Entwicklung Ganztagsbetreuung an Grundschulen
Die Weiterentwicklung der drei Grundschulen des Schulverbandes Krempermarsch in Krempe, Kremperheide und Rethwisch ist geprägt von der gesetzlichen Verpflichtung, ab 2026 sukzessiv ansteigend bis 2029 einen Ganztagsbetreuungsplatz für Grundschulkinder anbieten zu müssen.
Seit einigen Jahren haben sich aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse die pädagogische Unterrichtsformen im Grundschulbereich verändert. Durch die Eigeninitiative vieler Grundschulfördervereine vor ca. 20 Jahren entwickelten sich im Nachmittagsbereich Betreuungsprogramme für die Schulkinder.
Zwei Bereiche in der Schule, die sich bisher weitestgehend getrennt voneinander entwickelt haben.
Um die Bereiche Lehre und Betreuung in der Schule besser zusammenführen zu können, haben sich die Schulverbandsmitglieder bis Ende 2023 umfassend mit aktuelle pädagogischen Raumkonzepten und den dazugehörigen Umbaukosten beschäftigt. Es wurden entsprechende Umbauentwürfe für alle drei Grundschulstandorte (Krempe, Kremperheide und Rethwisch) entwickelt.
Im letzten halben Jahr haben sich die Schulverbandsmitglieder mit einer möglichen Finanzierung dieser Entwürfe auseinander gesetzt. Ein erheblichen Einfluss auf diese Beratungsphase hatte die schwierige Haushaltslage im Bund, dem Land Schleswig-Holstein und den einzelnen Gemeinden des Schulverbandes. Versprochene Fördergelder vom Bund im Bereich des Ganztages sind momentan auf Eis gelegt, so dass das Land Schleswig-Holstein und die Gemeinden des Schulverbandes nicht mit diesen Geldern planen können. Daraufhin haben sich die Schulverbandsmitglieder auf die Suche nach anderen Fördermöglichkeiten begeben. Die gefunden Fördermöglichkeiten können jedoch nicht die ursprünglich eingeplanten Gelder ersetzen. Aufgrund der mangelnden Finanzierbarkeit musste der ursprüngliche Wunsch, alle drei Grundschulstandorte jeweils in eine Offenen Ganztagsschule mit entsprechenden Räumlichkeiten umzubauen, fallen gelassen werden.
Nach langen Beratungen der Schulverbandsmitgliedern und dem Ringen nach einer gute Lösung für alle drei Schulstandorte und den dazugehörigen Gemeinden, wurde letztendlich folgende Entscheidung durch die Mitglieder des Schulverbandes Krempermarsch getroffen:
Der Schulstandort Kremperheide wird um- und ausgebaut, um dem aktuellen Bedarf an Räumlichkeiten für Lehre und Betreuung gerecht zu werden. Für die Finanzierung des Umbaus bewirbt sich der Schulverband auf ein EU-Förderprogramm zum Thema "Campusschule".
Der Schulstandort Krempe wird nach dem Umbau der Kremperheider Grundschule auf den aktuellen Bedarf an Schul- und Betreuungsräumen überprüft. Sollten sich hier ein Bedarf für Umbauten ergeben, werden entsprechende Entscheidungen auf den folgenden Schulverbandsversammlungen getroffen.
Der Schulstandort Rethwisch wird nicht ausgebaut, sondern bis auf weiteres in seiner jetzigen Form weitergeführt.
Aufgrund des Beschlusses des Schulverbandes Krempermarsch hat sich die Gemeinde Rethwisch entschieden, die Mitgliedschaft im Schulverband Krempermarsch zu kündigen. Sie möchte gern alleiniger Schulträger der Grundschule Rethwisch werden. Ob dieser Austritt möglich ist, wird momentan durch geprüft. Ein Ergebnis wird Anfang des Jahres 2025 erwartet.
Text:
Daniela Gervink, Grundschulganztagskoordinatorin in der Verwaltung
Erklärung zu Begriffen rund um die Schule:
Bildungsbegriffe
formale Bildung: Dieser Begriff bezieht sich auf die geplanten und strukturierten Bildungsprozesse an Schulen, die auf einen zertifizierten Bildungsabschluss zielen. Sie werden an Grundschulen ausschließlich von staatlich anerkannten Lehrerkräften durchgeführt und unterliegen den Vorgaben des Bildungsministeriums.
non-formale Bildung: Das ist ein Begriff, der sich auf geplante und strukturierte Bildungsangebote bezieht, die aber in der Regel nicht zertifiziert werden (z.B. Fußballtraining im Sportverein, Reitunterricht, Zeichenkurse, Chöre)
informelle Bildung: Gemeint ist die Bildung, die jeder Einzelne automatisch durch das Leben in seinem sozialen Umfeld erwirbt (soziale Regeln durch das Spielen, Familienleben usw.).
Bildungsgestaltung
Ganztagsschule: Streng genommen gehört zu einer Ganztagsschule die Erweiterung der formalen Bildung mit mehr Unterricht.
Dieser Begriff wird im Rahmen von Diskussionen rund um Schule häufig ungenau verwendet.
Ganztagsbildung: Unter diesem Bildungsbegriff werden alle Formen von Bildung berücksichtigt.
Schulformen
Halbtagsschule: Eine Grundschule ist zum Beispiel grundsätzlich erstmal eine Halbtagsschule.
Betreuungsangebot am Nachmittag an Halbtagsschulen: Hier handelt es sich zum Beispiel um ein schulunabhängiges Betreuungsangebot an Grundschulen von unterschiedlichen Anbietern unter anderem in der Form eines Hortes oder auch einer einfachen Betreuungen durch Vereine.
Offene Ganztagsschule: Die Offene Ganztagsschule (OGTS) ist eine Ganztagsschule und orientiert sich im Gegensatz zur geschlossenen Ganztagsschule überwiegend an der klassischen Unterrichtsstruktur der Halbtagsschule mit Betreuungsangebot: formale Schulbildung am Vormittag, Mittagspause mit Essensangebot und zusätzliche non-formale Bildungsangebote am Nachmittag.
Pädagogische Raumkonzepte
Flurschule: Gebäude mit langen Fluren und Klassenzimmertüren
Clusterschule: Unter einem Cluster versteht man die Zusammenfassung einzelner Einheiten zu einem größeren Bereich. Flure im klassischen Sinne gibt es nicht mehr. Es werden „Marktplätze“ geschaffen, die von allen pädagogischen Bildungsformen genutzt werden können.
Campusschule: Ein Begriff aus einem EU-Förderprogramm. Hier handelt es sich um Schulen, die ihre Räume konzeptionell öffnen für die Integration anderer bildungsorientierter Einrichtungen der Schulstandortgemeinden.